Die Reiter der Sarmaten by Gillian Bradshaw

Die Reiter der Sarmaten by Gillian Bradshaw

Autor:Gillian Bradshaw [Bradshaw, Gillian]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-10-05T16:00:00+00:00


10

Tatsächlich brauchte ich mir keinen Grund für einen Besuch in Eburacum auszudenken. Der Legat brach am folgenden Morgen auf, um in sein befestigtes Legionslager zurückzukehren, und er nahm außer seinen Legionären auch den Vierten Drachen mit. Vor seiner Abreise schickte er mir durch Kurier einen Brief, in dem er mich bat, ihn Anfang Januar zu besuchen, um die Pläne wegen der Pferdezucht »und einige andere Angelegenheiten, die aufgekommen sind«, zu besprechen.

Ich war froh über die Einladung, allerdings auch ein wenig besorgt wegen der »anderen Angelegenheiten«. Vor allem aber entschloß ich mich, der Farm meiner Lebensretterin so bald wie möglich einen Besuch abzustatten; ich wollte Pervica reichlich Zeit geben, sich die Idee mit der Pferdezucht zu überlegen und rechtzeitig vor meinem Besuch in Eburacum ihre Entscheidung zu treffen.

Inzwischen war es Mitte Dezember geworden, und die Zeit der Sonnenwende nahte, an der wir Sarmaten Sada, das Fest des Winterfeuers, begehen. Die Römer feiern etwa zur gleichen Zeit das Fest der Saturnalien zu Ehren des Gottes Saturn, und wir hatten vereinbart, in Cilurnum die heiligen Tage gemeinsam zu feiern. Die Vorbereitungen für dieses Fest nahmen unsere Zeit sehr in Anspruch, aber sobald ich mich von den Nachwirkungen des »Jagdunfalls« völlig erholt hatte, nahm ich mir vor, mich einen Tag freizumachen, um zur Farm hinüberzureiten und Pervica zu besuchen.

»Ich komme mit«, erklärte Longus, als ich meine Absicht bei einer Besprechung mit den führenden Offizieren des Forts bekanntgab.

Ich sah ihn argwöhnisch an. »Das ist nicht notwendig.«

»Aber Ihr werdet vielleicht jemanden brauchen, der sich mit britischen Farmen auskennt. Ich habe selbst ein paar Farmen in dieser Gegend; ich weiß, wie viele Pferde sie tragen können. Und Ihr werdet wohl auch darauf angewiesen sein, daß jemand für Euch dolmetscht – Lucius ist nicht der einzige, der Britisch spricht, müßt Ihr wissen.« Als ich ihn immer noch unentschlossen ansah, hob er die Brauen und sagte: »Ihr nehmt sowieso Eure halbe Leibwache mit, also erwartet Ihr kaum ein gemütliches Plauderstündchen mit der Dame.«

Ich ließ mich von meinen Leibwächtern begleiten, weil ich das, was Eukairios in Corstopitum erfahren hatte, ernst nahm, und ich traf auch eine Menge anderer – mich irritierender – Vorsichtsmaßnahmen gegen Mordanschläge. Ich hatte den Männern meines Drachen gesagt, wir müßten auf der Hut vor Fremden sein, die versuchten, in unser Lager einzudringen; es könnte sich um Verwandte gefallener Kaledonier handeln, die auf Rache aus waren. Das war nicht nur ein vorgeschobener Grund, diese Gefahr bestand durchaus. Kein Brite konnte also jetzt mehr unkontrolliert durch die Palisaden kommen. Außerdem war ich sehr vorsichtig mit dem, was ich aß und trank; es war nicht immer leicht, Entschuldigungen zu finden, um die Mahlzeiten meiner römischen Kameraden nicht zu teilen, aber ich blieb konsequent. (Facilis und Longus vertraute ich, nur bei Comittus hatte ich leichte Zweifel – vor allem aber konnte ich den Dienern nicht trauen, die ich ja nicht alle kannte.)

Ich hatte auch ein Testament gemacht, für alle Fälle, zu dessen Vollstreckern ich Comittus und Longus bestimmte. Im Fall meines Todes sollten alle meine Habseligkeiten an Leimanos fallen. Eukairios sollte die Freiheit geschenkt werden.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.